„Honig ist Medizin!“ … sagen mir Afghanen immer wieder. Das Bienenprodukt ist in Afghanistan äußerst beliebt und entsprechend teuer.
Seit einigen Jahren sind wir dabei, ein dauerhaftes Bienenprojekt zu initiieren. Zwei unserer einheimischen Mitarbeiter konnten wir vor Jahren für ein Pilotprojekt gewinnen, besonders einer der beiden hat ein gutes Händchen für die fleißigen Insekten entwickelt. Unter qualifizierter Anleitung eines Experten züchtet er sehr erfolgreich Bienen und produziert guten Honig. Er hat inzwischen so viel Erfahrung, dass er nun ein Bienenprojekt leiten wird.
Wir beginnen mit 10 Familien. Diese haben zwar etwas Landbesitz, auf dem sie Gemüse für den Eigenbedarf anbauen, es reicht jedoch hinten und vorne nicht um die Familie zu versorgen. Jede dieser Familien bekommt nun zwei Bienenstöcke, das notwendige Training und die entsprechende Ausrüstung. Sie müssen nicht nur lernen mit den Bienen richtig umzugehen, damit diese ordentlich Honig produzieren und sich vermehren. Ebenso die sachgemäße Verarbeitung und Verpackung des Honigs erfordert Training – und nicht zuletzt die Vermarktung. Nach sechs Monaten sollen die Familien selbstständig wirtschaften, bekommen jedoch bei Bedarf weiterhin fachliche Unterstützung und Beratung.
Wenn das alles wie geplant klappt, starten wir nach einem halben Jahr mit den nächsten 10 Familien. Ein durchaus erwünschter Nebeneffekt dieses Projektes ist, dass die Obstbauern in der Nachbarschaft unserer zukünftigen Imker aufgrund des sprichwörtlichen Bienenfleißes bei der Blütenbestäubung auf höhere Ernteerträge hoffen dürfen. Die Projektkosten beinhalten die Bienenkästen und Bienenvölker, wir müssen natürlich auch den Experten für das Training bezahlen, sogar Medizin benötigen die Bienen mitunter – und zum Winter müssen sie in die Gegend von Jalalabad transportiert werden, die wegen der geringen Höhenlage auch dann genügend blühende Pflanzen – „Bienenweide“ – bietet, so dass keine teure Zuckerlösung gefüttert werden muss.
Wir sind sehr gespannt auf dieses Projekt. Die erste Phase kostet uns ca. 4000 Euro. Man kann sich beteiligen (Projekt-Nr. 6701 oder „Bienen “).
Erste Juniwoche 2014: Das Projekt startet mit 10 Familien. Das sind etwa 100 Personen, darunter viele Kinder.
24. Juli: Die Bienen waren fleißig und haben durchschnittlich pro Familie 8 Kilogramm Honig produziert. 6 kg verkaufen die Familien und können davon das „Schulgeld“ (Arbeitsmaterial, ggf. Schuluniformen, …) für ihre Kinder bezahlen. 2 kg behalten sie für sich – lecker!
Oktober: Die Bienen sind im „Wintercamp“ in der Nähe von Jalalabad. Dort ist es wärmer als in Paghman. Trotzem muss Zuckerlösung zugefüttert werden. Wir stellen fest, dass zwei Völker pro Familie zu wenig ist und versuchen es im nächsten Jahr mit fünf.
10. Februar 2015: Wir überweisen 9816 Euro für die zweite Phase. 10 neue Familien erhalten diesmal je fünf Bienenvölker und fünf Boxen. Alles ist teurer geworden, und es musste im Winter zugefüttert werden. Je zwei Bienenvölker kamen allerdings von den Familien des ersten Jahres als Rückgabe des Mikrokredites.
14. Mai: Udo Stolte besucht das Bienenprojekt. Die Bienen haben fleißig Honig von den Obstbäumen gesammelt, nun ist Vermehrung angesagt. Blumen und Kräuter als Sommer-Bienenweide wachsen heran.
Mai 2016: Inzwischen haben sich die Bienen vermehrt, so dass die Familien von 2015 je 2 Bienenstöcke an neue Familien geben konnten (weitere 3 Stöcke geben sie im nächsten Jahr an wieder andere). Wir trugen 8.000 Euro bei, damit 10 neue Familien nun je 5 Bienenstöcke haben. Dazu natürlich die Ausbildung. Es geht also weiter. Ein faszinierendes Projekt!