Winter in Afghanistan: Shelter Now will benachteiligten Volksgruppen helfen

Das internationale christliche Hilfswerk Shelter Now braucht dringend zusätzliche Unterstützung für sein Gehörlosenzentrum in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Um die Einrichtung für rund 40 Schülerinnen und Schüler weiterbetreiben zu können, benötige man neue Spender, da ein großer Geldgeber abgesprungen sei, erklärte der deutsche Shelter Now-Direktor Matthias Stechert. In dem Zentrum erhalten Kinder und junge Erwachsene Schulunterricht in Gebärdensprache.

Mit Projektmanager Johannes Nielen konnte erstmals nach der Machtübernahme durch die Taliban 2021 wieder ein Shelter Now-Vertreter aus Deutschland durch Afghanistan reisen. In Kabul besuchte Nielen unter anderem das seit 2005 bestehende Gehörlosenzentrum: „Viele Schüler berichteten, dass die Eltern nicht mit ihnen kommunizieren können oder ihnen die Gebärdensprache verbieten.“ Sie sähen daher die Schule als ihr „zweites Zuhause“ an, weil sie sich hier verstanden fühlten.

Unter den 15 Schulen für Gehörlose in Afghanistan sei das von Shelter Now getragene Zentrum das einzige, welches auch erwachsene Männer und Frauen aufnimmt, sagte Nielen. Etliche junge Männer blieben auch nach der Schulzeit in dem Zentrum „hängen“, weil sie keine Arbeit finden. Das Hilfswerk würde daher gerne künftig auch Kurse zur Vorbereitung auf verschiedene Berufe anbieten.

Besorgt äußerten sich Stechert und Nielen über die immer dramatischere Ernährungslage in Afghanistan. Laut dem Welternährungsprogramm WFP wisse einer von vier Afghanen nicht, wo die nächste Mahlzeit herkommen soll. Insgesamt leben nach Angaben des WFP 44,5 Millionen Menschen in dem zentralasiatischen Land. Besonders von der Not betroffen sind laut Nielen auch Minderheiten wie die von ihm besuchten halbnomadischen Kuchis, die in einfachen Zelten isoliert von der übrigen Bevölkerung leben. Shelter Now hatte ihnen durch ein Mikrokredit-Projekt bei der Aufstockung ihrer Schafherden geholfen.

Am Rande der Gesellschaft steht auch die Volksgruppe der Chalou, die bei offiziellen Verteilungen von Hilfsgütern oft leer ausgehen. Nachdem deren Hüttensiedlung am Rande von Kabul niedergewalzt wurde und die Menschen sich anderswo niederlassen mussten, haben örtliche Mitarbeiter von Shelter Now neuen Kontakt aufgenommen, um ihnen angesichts des nahenden Winters zu helfen.

 

Braunschweig, den 13. November 2024

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